Kategorie | Rollenspiel |
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2. Kategorie | Technik |
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In SF-RPG: Technik schrieb ich: Zitat: Ich habe mich dann für ein eher realitätsnahes technisches Setting entschieden. Einem, in dem es keine rückstoßfreien Antriebe gibt, sondern in dem Masse das Schiff verlassen muss, um es anzutreiben (fast so wie in einer Rakete). Einem, in dem die Energie durch Kernfusion (immerhin absehbar) erzeugt wird, und in dem es keine Transporter / Transmitter gibt. Beides zusammengenommen erlaubt übrigens immer noch extrem hohe Geschwindigkeiten, aber bei extrem geringer Beschleunigung. Mit dem Kompromiss kann ich leben. Nachdem ich vorgestern beschrieb, wie ich mir die Energieversorgung vorstelle, wird es jetzt Zeit, sich um die Antriebstechnik zu kümmern: Wie kommt das Schiff vom Boden ins All? Der beste Weg, hohe Geschwindigkeiten zu vermeiden ist, sich einfach an die Physik zu halten und auf sogenannte rückstoßfreie Antriebssysteme zu verzichten (in der Realität sollten wir hoffen, dass Dinge wie der Woodward Effect hypothetisch bleiben). Randnotiz: Rückstoßfreie Systeme gegen Missbrauch zu sichern ist erheblich schwieriger. Denkbar und ganz nützlich wären Dinge, die die vorhandene Schwerkraft manipulieren (im Vorzeichen umdrehen und vielleicht leicht verstärken) - mit denen könnte man dann im Umfeld der Erde beschleunigen, eine große Pause einlegen, und rund um den Mond langsam wieder bremsen (kein Mensch weiß, wie das gehen könnte, aber es erfüllt die Bedingung, keine billige Massenvernichtungswaffe zu sein).
Die Leistungsparameter eines Antriebs auf Basis des Rückstoßes kann man recht einfach berechnen. Im Folgenden gehe ich immer von einem Raumschiff aus, das 1000 Tonnen wiegt und ein Gigawatt Strom (netto) zur Verfügung hat, und das auch komplett für den Antrieb nutzt. Elektrische TriebwerkeErst mal benutzen wir den Impulserhaltungssatz: Der Impuls, den das Schiff erhält, entspricht dem Impuls der ausgestoßenen Masse, abgesehen von der Richtung, natürlich. Impuls = Masse mal Geschwindigkeit. Dabei hilft uns der Energieerhaltungssatz (Kinetische Energie = 0,5 mal Masse mal Quadrat der Geschwindigkeit). Wir haben das eine Gigawatt zur Verfügung, um das eine Kilogramm zu beschleunigen: 1e9 = 0.5 * 1 * v *v ;; 1e9 = 1 mal 10^9 = 1 Milliarde. 2e9 = v*v v = 44700 ; (ungefähr) Die Einheiten habe ich mal weggelassen. v ist in Metern / Sekunde. 47 Kilometer pro Sekunde klingt viel, nicht wahr? Das relativiert sich aber schnell, denn das ist eben nicht die Geschwindigkeit des Schiffs. Machen wir mal weiter mit der Impulserhaltung: Vschiff * Mschiff = Vausstoß * Mausstoß Vschiff * 1000000 = 44700 * 1 ; 1000 Tonnen Schiffsmasse Vschiff= 44.7 / 1000 Vschiff = 0.0447 ; (Meter pro Sekunde, wie gehabt). Das reicht zwar ganz locker aus, um das Schiff leicht durchzuschütteln und möglicherweise ein Loch im Boden darunter zu erzeugen, aber trotzdem bleibt unser Schiffchen auf der Erde stehen, schließlich gibt es noch die Schwerkraft, die auf der Erde mit 9,81 Metern pro Sekunde in die andere Richtung zieht.
Vschiff * 1000000 = 1400000 * 0,001 ; 1000 Tonnen Schiffsmasse, 1 Gramm. Vschiff= 1400000 * 0,001 / 1000000 Vschiff = 0,0014 ; (Meter pro Sekunde, wie gehabt). Wir haben zwar jetzt eine 31 mal höhere Ausstoßgeschwindigkeit, aber 1000 mal weniger Masse - das heißt insgesamt 30 mal weniger Impuls. Das hat uns keinen Schritt weiter gebracht - also versuchen wir es anders herum, mit mehr Masse. Nehmen wir mal eine Tonne: Vausstoss = etwa 1414 Meter pro Sekunde. Vschiff * 1000000 = 1414 * 1000 ; 1000 Tonnen Schiffsmasse, 1 Tonne. Vschiff= 1400000 / 1000000 Vschiff = 1,4 ; (Meter pro Sekunde, wie gehabt). Man sieht, mit nur 7 solcher Antriebe und nur 7 Reaktoren könnte das Schiff vom Boden anheben - jedenfalls so eben. Und gesetzt den Fall, dass ein Antrieb, ein Reaktor, ein Generator und Kühlsysteme zusammen nur 50 Tonnen wiegen, und sonst nicht außer Schubmasse im Schiff sein muss (wer braucht schon Computer?), könnten wir immerhin 650 Tonnen Schubmasse im Schiff unterbringen. Das heißt, wir könnten 650 geteilt durch 7 Sekunden lang Masse ausstoßen. Reicht das?
; m0 = 1000 Tonnen ; m = 350 Tonnen (Restmasse) ; ln = natürlicher Logarithmus[nr] ; g = Schwerkraft (9.81 im Fall der Erde) ; T = Brenndauer - hier maximal 650/7 = 93 Sekunden. Vend = Vausstoß ln (m0/m) - (g T) ;; m0=1000 Tonnen, m = 350 Tonnen, ln = Natürlicher Logarithmus. Vend = 1414 ln (1000/650) - (9.81*93) Vend = 1414 * 1.05 - 912 Vend = 1484 - 912 = 572 Die Endgeschwindigkeit unseres Schiffs ist also 572 Meter pro Sekunden, und das ist weit weniger als die etwa 11 Kilometer pro Sekunde, die wir bräuchten, um die Erde wirklich hinter uns zu lassen. Aber immerhin, wie könnten so schon mal einen spektakulären Absturz hinbekommen.
Damit sind wir unangenehm nahe an den Realitäten der heutigen Raumfahrt.
Fusionsbasierte TriebwerkeBauen wir uns mal eine große atomare Fackel, sprich eine große Brennkammer, die an der einen Seite eine Düse hat, und in der wir eine gewisse Menge Brennstoff (Deuterium und Tritium, wie gehabt) fusionieren. Damit betreiben wir diesmal keinen Generator, sondern wir schicken das Fusionsprodukt einfach raus. Die Energie zum Aufrechterhalten der Magnetfelder etc. nehmen wir aus dem Hauptreaktor (irgendwie muss das Gigawatt ja nützlich sein).
Energie = 0.00000000375 * 3*10^8 * 3*10^8 ;; Kilogramm und Meter pro Sekunde Energie = 337 Megawatt In der Praxis wird man nun gewaltiges Problem mit Abwärme haben. Aber wir ignorieren diese kleine Nebensächlichkeit für den Moment mal (vor allem, weil ich mich hier nicht noch mit Spekulationen über die Entwicklung der Materialtechnik aufhalten mag).
; kinetische Energie ; E = 0,5 * m * v^2 ; v = Wurzel ( 2 * E / m ) Vausstoß = Wurzel ( 2 * 337 Metawatt / 0.000001 Kilogramm) Vausstoß = Wurzel ( 6,74 * 10^14) Vausstoß = etwa 26000000 Meter / Sekunde Vausstoß = etwa 26000 Kilometer pro Sekunde. Gleich weiter zum Impuls: ; Vschiff * Mschiff = Vausstoß * Mausstoß ; Vschiff = Vausstoß * Mausstoß / Mschiff Vschiff = 26000000 * 0.000001 / 1000000 ; 26 Km/s, 1 Milligramm, 1000 Tonnen. Vschiff = 0.000026 Meter / Sekunde. Das ist auch wieder erheblich kleiner als die Schwerkraft der Erde. Bauen wir uns also einen komplizierteren Antrieb, und mischen wieder Schubmasse dazu (das könnte konstruktiv eine echte Herausforderung werden). Fangen wir mit einem Kilogramm pro Sekunde an (das eine Milligramm Fusionsprodukt lasse ich der Einfachheit halber weg, es fiele nun nicht mehr auf): Vausstoß = Wurzel ( 2 * 337 Metawatt / 1 Kilogramm) Vausstoß = 26000 Meter pro Sekunde = 26 Kilometer pro Sekunde Vschiff = 26000 * 1 / 1000000 Vschiff = 0.026 Meter pro Sekunde. 1 Million mal mehr Masse = 1000 mal mehr Beschleunigung. Hm. Dämliche Wurzelfunktion…
; Erst mal nur unser eines Gramm: Vausstoß = Wurzel ( 2 * 337 Gigawatt / 0.001 Kilogramm) Vausstoß = 26000000 Meter pro Sekunde = 26000 Kilometer pro Sekunde Vschiff = 26000000 * 0.001 / 1000000 Vschiff = 0.026 Meter pro Sekunde. ; Oder ein Kilogramm Schubmasse: Vausstoß = Wurzel ( 2 * 337 Gigawatt / 1 Kilogramm) Vausstoß = 820000 Meter pro Sekunde = 820 Kilometer pro Sekunde Vschiff = 820000 * 1 / 1000000 Vschiff = 0.82 Meter pro Sekunde. ; Oder eine Tonne: Vausstoß = Wurzel ( 2 * 337 Gigawatt / 1000 Kilogramm) Vausstoß = 26000 Meter pro Sekunde = 26 Kilometer pro Sekunde Vschiff = 26000 * 1000 / 1000000 Vschiff = 26 Meter pro Sekunde. Damit können wir ganz locker starten. Nun noch mal die Raketengrundgleichung - unter der Annahme, dass dieses Triebwerk und der ganze Rest wie gehabt 350 Tonnen wiegen, und 650 Tonnen Schubmasse an Bord sind. ; m0 = 1000 Tonnen ; m = 350 Tonnen (Restmasse) ; ln = natürlicher Logarithmus[nr] ; g = Schwerkraft (9.81 im Fall der Erde) ; T = Brenndauer - hier maximal 650 Sekunden. Vend = Vausstoß ln (m0/m) - (g T) ;; m0=1000 Tonnen, m = 350 Tonnen, ln = Natürlicher Logarithmus. Vend = 26000 ln (1000/650) - (9.81*650) Vend = 26000 * 1.05 - 6377 Vend = 27300 - 6377 = 20923 (Meter pro Sekunde) Damit käme wir immerhin zum Mond und zurück. Moment mal… Kämen wir da wirklich hin?Wenn wir von der Kleinigkeit absehen, dass wir vergessen haben, einen Computer an Bord zu nehmen, und auch keine Nutzlast haben, gibt es noch ein paar andere Probleme, ja.
In zivilisierten Gebieten würde man ein solches Raumschiff nicht akzeptieren - und in Raumhäfen auch nicht. Hm.
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