Sendedatum | 2008-12-05 00:58:53 |
---|---|
Ausgabe | 67 |
hier eine weitere Ausgabe des beliebten Newsletters für Masochisten und Weltuntergangssekten. Je nach Newsreader kann die Darstellung weniger als perfekt befriedigend sein, daher könnte sich ein Blick auf die Onlineversion lohnen, die außerdem verschlagwortet ist.
Inhaltsverzeichnis:
- Volatilität am Beispiel der Leitzinsen.
- USA: Total Credit Marktet Debt as a % of GDP
- Russland dreht Ukraine bei Zahlungsverzug den Gashahn zu - Zusammenfassung
- Rußland & Indien optimieren die militärtechnische Kooperation
- Chicago verpachtet seine Parkplätze
- Hongkong: Immobilienmarkt
- Harvard
- BayernLB: Und noch 700 Mio. Probleme
- Südafrikas Strombedarf
- Trump Entertainment to miss interest payment
- USA: Noch etwas zum Autoabschwung
- USA: Büroleerstände in Manhattan
- Infineon: infinitisimal gutes Ergebnis
- Indien: Tata in Schwierigkeiten
- Pessimismus ist strafbar
- Südafrika: Automarkt im November
- Deutschland: Automarkt im November
Inhalt:
Die erste gibt den Zinsverlauf bei den Notenbanken an, die in diesem Jahr wenigstens 3 Zinsänderungen gemacht haben (und von denen ich die Daten habe...). Zusätzlich ist noch Japan dabei. Die Skala ist logarithmisch.
Die zweite ist ein klein wenig interessanter und viel übersichtlicher. Sie zeigt die jeweilige Summe der Senkungen und Anhebungen und die Zahl der Änderungen an den entsprechenden Tagen.
Sollten es die Notenbanken der Welt für ihre Aufgabe halten, für Stabilität zu sorgen, muß ich feststellen, daß sie eklatant versagt haben.
Gesamtverschuldung der USA, im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt.
Das erforderte ein paar Interpolationen, von daher muß das
Verhältnis nicht ganz stimmen, aber dennoch:
Bis 1930: ~170%
1931/32/33 stieg das dann auf 260%.
Bis 2007 waren die USA auf 330%.
Die ukrainische Verschuldung für russisches Erdgas, das im September, Oktober und November geliefert wurde, beträgt derzeit inklusive Verzugszinsen rund 2,4 Milliarden Dollar.
Russland gehe davon aus, dass die Ukraine die Vereinbarungen über den Gastransit nach Westeuropa in vollem Umfang erfüllt. Wenn die Ukraine "wie in den letzten Jahren" wieder Gas aus dem Transitrohr für sich abzapfe, würde Russland die Lieferungen kürzen.
Hat das Spiel nicht in den letzten Wintern später begonnen?
"Die Seiten haben Fragen besprochen, die mit der Umsetzung solcher Projekte wie Kampfflugzeug der fünften Generation, Mehrzweck-Transportflugzeug, Panzer T-90, Flugzeug für die Fernfunkmessaufklärung, Modernisierung der Su-30MKI, der Flugzeugträger "Admiral Gorschkow" und mittlere Hubschrauber zusammenhängen", heißt es in der Erklärung des Verteidigungsministeriums.
Das ist ja eigentlich eine absolut dröge Sache - die eine Seite will den maximalen Betrag Geld bekommen, der drin ist, ohne langfristig den Kunden woanders hin zu treiben...
Diesmal aber...
http://de.rian.ru/business/20081204/118689739.html
Ursprünglich bezifferte sich der Vertrag auf ca. 700 Millionen Dollar, später wurde der Betrag um 1,5 Milliarden erhöht. Nach Ansicht von Experten könne der Abschluss ausländischer Großverträge um jeden Preis mit nachfolgender Forderung nach Erhöhung des Preises dem geschäftlichen Ruf der russischen Auftragnehmer und dem Image des ganzen Landes nur abträglich sein.
Ah, allen Sarkasmus mal beiseite lassen: Wer es bisher nicht wußte, daß Abhängigkeit von Rußland eine _ultraschlechte_ Idee ist, dem ist nicht zu helfen.
Andererseits: was ist schon eine Verdreifachung des Preises?
Verfünfundzwanzigfachung ist doch viel besser.
Es haben sich Leute gefunden, die für das Recht, 75 Jahre lang die 36000 Parkplätze zu bewirtschaften, 1.157 Mrd Dollar gezahlt haben. Das sind rund 15 Mio. Dollar pro Jahr (wenn man mal ganz vorsichtig annimmt, daß das Geld anderswo 2% erwirtschaften könnte, sonst die Kosten des Deals rund 38.5 Mio. Dollar im Jahr, und bei total unrealistischen 5% gar 73 Mio).
Nun ist Chicago ja eine Weltstadt und soviel nimmt man da allemale ein, richtig?
Oh, in den letzten Jahren betrugen die Einnahmen um die 22 Mio Dollar. Die Einnahmen, wohlgemerkt.
Wenn ich mal annehme, daß die Käufer wirtschaftlich erfolgreich sein wollen, sind da wohl _ganz_ leichte Erhöhungen der Parkgebühren notwendig - so um den Faktor 2 bis 4.
Das ist natürlich kein Problem, weil Chicago ja hervorragende Aussichten hat...
Wer macht einen solchen Deal? Wer könnte _so_ [censored] sein?
Zwei private equity fonds von Morgan Stanley.
Nunja, der Deal ist zu schön und unrealistisch für Chicago, um keinen Haken zu haben, und Morgan Stanley ist keineswegs eine freigiebig... also wo ist der Haken?
Hier:
Verluste trägt die Stadt.
Hongkong im November 2008: 79% weniger Wohnimmobilien verkauft, 87% weniger nach Umsatz.
In Auszügen:
As has been reported, the value of the University’s endowment was $36.9 billion on June 30, 2008, the end of the last fiscal year.[...]
Harvard Management Company, using standard industry practices for valuing assets, has calculated investment losses of approximately 22 percent from July 1 through October 31. Yet even that sobering figure is unlikely to capture the full extent of actual losses for this period, because it does not reflect fully updated valuations in certain externally managed asset classes, most notably private equity and real estate.
Das sind vorläufig rund 8 Mrd an Verlusten - was schon eine erstaunlich hohe Quote für einen Universitätsfonds ist, um so mehr bei diesem Fond, der jahrelang Maßstäbe gesetzt hat.
Und sogar diese Leute sind _vier Wochen nach Ablauf des Zeitraums_ nicht in der Lage zu sagen, wieviel sie wirklich verloren haben. Das erschreckt mich noch mehr als mich die 22% Verluste erschrecken.
Income distributed from the endowment now funds roughly 35 percent of the University’s overall operating budget, and some of our Schools rely on endowment income to cover more than 50 percent of their expenses.
Der Fond hat 35% zum Budget der Universität beigetragen. Und wie wollen sie das ausgleichen? (zusätzlich zum Sparen)
The major rating agencies, Moody’s and Standard & Poor’s, rate Harvard as Aaa/AAA – the highest credit ratings available. With the benefit of those ratings, we are planning to issue a substantial amount of new taxable fixed-rate debt.
Sie sind ja mit AAA bewertet und wollen Anleihen in "substantieller Höhe" ausgeben...
Wenn sie sich da mal nicht verrechnen.
Einen weiteren Augenöffner hat der Artikel noch:
die haben tatsächlich _Schulden_.
Bislang gibt es aber noch keine Einigung unter den Anteilseignern über ihre Finanzierungsbeiträge. Der BayernLB droht, dass sie der Bank bis zu 700 Mio. Euro zuschießen muss.
Naja, was sind schon 56 EUR pro bayrischem Kopf? Peanuts im Verhältnis zu dem Rest, und langsam fürchte ich, daß das Peanuts im Verhältnis zu dem sind, was noch kommen wird:
...und noch weiter steigen.
Dieser Artikel über den südafrikanischen Strombedarf fällt jedoch in die Kategorie "gefällt mir ganz und gar nicht".
Strombedarf auf dem Stand von 2005.
Das ist ein Desaster.
The Atlantic City, N.J., casino operator, with about $1.25 billion worth of the notes outstanding, said late Friday that it has a 30-day grace period to pay up and will meanwhile seek talks with its lenders to revamp its capital structure and improve its liquidity.
Trump Entertainment, Kasinobetreiber mit Schulden in Höhe von 1.25 Mrd Dollar, kann eine Zinszahlung in Höhe von 53.1 Mio Dollar nicht pünktlich leisten, und hofft auf Besserung in der Karenzzeit von 30 Tagen.
Bei der Gelegenheit sei auf All you need is... verwiesen,
nur leider scheint Cash momentan gerade ausgegangen zu sein, statt dessen kamen Verluste in Höhe von 139 Mio im 3. Quartal (davon wohl so 110 Mio operativ).
Würde ich deren Gläubiger sein, würde mich das ziemlich nervös machen.
just how bad October was for the domestic automakers. But whatever
you want to say about October, November was significantly worse.
When I first saw the figure for November sales of cars manufactured
in North America-- 236,000 units-- I thought maybe somebody had
mistyped the first digit. Even 336,000 would have been a very bad
month. But 236,000 is 17% below the dreadful October figure and 40%
below the number sold in November of 2007.


http://news.xinhuanet.com/english/2008-12/02/content_10441561.htm
da schreibt eine Site aus dem Reich der Mitte etwas Interessantes über den US-Automarkt und seine Auswirkungen auf die Staatseinnahmen.
In California, where more motor vehicles are sold than in any other state, nearly 193 million dollars of sales taxes came from the automotive and transportation sector in the second quarter, about 30 million dollars down from that in the same period last year.
Und das obwohl die Preise bereits nach unten gegangen sind...
btw: 75$ pro Squarefoot und Jahr sind ungefähr 800$ pro Quadratmeter und Jahr, oder ungefähr 65$ pro Quadratmeter und Monat.
Zum Vergleich: Spitzenmieten im Medienhafen Düsseldorf sind bei etwas über 20 EUR pro Quadratmeter, und im Innenhafen Duisburg waren es im letzten Jahr 14 EUR.
Manhattan hat noch einen gewissen Verfall der Büromieten zu erwarten.
Von den schlechten Nachrichten zu den schlechten Aussichten:
Lehman Brothers, Merrill Lynch and Deutsche Bank all have leases that Mr. Sammons counted among the potential new listings of large office blocks. And that list does not include Citigroup — although the banking giant has announced that it will lay off more than 50,000 employees worldwide — because Mr. Sammons said it was too soon to know if Citigroup would give up any large office blocks in Manhattan.
Halbleiterkonzern Infineon immer tiefer in die Verluste. Der
Fehlbetrag verzehnfachte sich 2007/08 nahezu auf 3,1 Mrd.
Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.
Für das abgelaufene vierte Geschäftsquartal meldete der Konzern ein
um 29 Prozent gestiegenes Minus von 763 Mio. Euro. Im fortgeführten
Geschäft - mit Chips für Kommunikationsgeräte, Sicherheit, Auto und
Industrie - verschlechterte sich das Nettoergebnis von plus 45 auf
minus 244 Mio. Euro.
Qimonda bringt einen erheblichen Teil der Verluste, aber -244 Mio.
EUR im Kerngeschäft ist auch noch reichlich viel.
Verlustbringer mit 519 Mio. Euro. Das Unternehmen, das verkauft
werden soll, weist Infineon nicht mehr als fortgeführtes Geschäft
aus.
Es soll verkauft werden - aber ich würde es immer noch nicht
geschenkt haben wollen. Entweder ich oder Infineon leiden an
Realitätsverlust.
Nachtrag (2008-12-04 00:00:12):
http://www.ftd.de/technik/it_telekommunikation/:Kursverfall-Infineon-wird-erster-Penny-Stock-im-Dax/446949.html
Novum im Leitindex: Die Infineon-Aktie ist unter die Marke von einem Euro gefallen.
Die Börse scheint meiner Meinung zu sein
11% ist der Zinssatz einer Junkanleihe.
Und 11% ist auch gar nicht gesund für ein Unternehmen am Beginn eines Abschwungs - und das um so mehr als daß Jaguar und Land Rover derzeit und auf längere Sicht kaum verkäuflich sein dürften.
Frei übersetzt: "Niemand hält uns für kreditwürdig, aber irgendwo müssen doch Spielsüchtige und Dummköpfe sein".
30% klingt amerikanisch...
"All I did was say what everyone knows," says Dmitrijs Smirnovs, a 32-year-old university lecturer detained by Latvia's Security Police. The force is responsible for hunting down spies, terrorists and other threats to this Baltic nation of 2.3 million people and 26 banks.
In Lettland sollte man nicht laut sagen, was man von den Banken und der Währung hält, sonst hat man die Gegenspionage auf dem Hals.
Das wäre sicherlich auch ein Modell für hierzulande.
Im Vergleich dazu sind wir in Deutschland ja noch gut bedient... allerdings haben wir absolut betrachtet mehr Verkäufe eingebüßt als in Südafrika überhaupt gemacht wurden...
Von den großen Herstellern am schlimmsten betroffen ist die ohnehin angeschlagene Marke Toyota, die im November ein Minus von rund 39 Prozent wegstecken musste. Marktführer VW verlor 18,6 Prozent, BMW büßte 21 Prozent ein. Nicht ganz so schlimm kam Audi mit minus 1,1 Prozent davon, wie auch Mercedes mit einem Rückgang von 11 Prozent.
Hart erwischte es auch Opel. Die Rüsselsheimer, denen wegen der Finanzprobleme der Konzernmutter General Motors die Insolvenz droht, verkauften im November 36 Prozent weniger Autos. Aufs Jahr gesehen beträgt das Minus für das Unternehmen bisher neun Prozent.
Einzige Ausnahme unter den Großen waren Fiat und Hyundai: Die Italiener setzten 3,1 Prozent mehr Autos ab, der koreanische Autobauer verzeichnete sogar ein Plus von 74,5 Prozent. Die Fiat-Tochter Lancia verbuchte auf niedrigem Niveau einen Zuwachs von 119,4 Prozent zum Vorjahresmonat (395 Autos).
Das klingt alles in allem ziemlich amerikanisch.
Wollen Sie den Digest abbestellen?