Sendedatum | 2008-11-15 00:36:23 |
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Ausgabe | 59 |
hier eine weitere Ausgabe des beliebten Newsletters für Masochisten und Weltuntergangssekten. Je nach Newsreader kann die Darstellung weniger als perfekt befriedigend sein, daher könnte sich ein Blick auf die Onlineversion lohnen, die außerdem verschlagwortet ist.
Inhaltsverzeichnis:
- Länderdomino: Serbien
- Uran
- Tee
- US-Leistungsbilanz September 2008
- Rekordspreads für Firmenanleihen
- Synthetische CDOs
- Länderdomino: UK, Teil 2
- Länderdomino: UK
- Automarkt: Chicago
- Länderdomino: Kuweit und Rußland
- GM in Leichenstarre
- Länderdomino Frühwarnung: Venezuela
Inhalt:
[...]
As part of the agreement, the Serbian government pledged to cut the 2009 budget deficit to 1.5 percent of GDP from 2.7 percent to help weather the crisis and attract investors after the economy was devastated by war and international isolation in the 1990s.
Die serbische Regierung hat also versprochen, das Defizit von 2.7% auf 1.5% des BIP zu reduzieren, um eine Kreditlinie zu erhalten von der sie nicht glaubt, daß sie sie braucht. Sehr eindrucksvoll, und ausgesprochen glaubwürdig.
Central bank Governor Radovan Jelasic said the bank's board was now ``closer to raising the benchmark rate than to its preservation'' and that it will ``continue with the floating regime'' of setting the exchange rate
17.5% Zinssatz, tendentiell eher steigend.
Uranminenbetreiber fährt Exploration und Ausgaben zurück wegen der schwächelnden globalen Wirtschaft und fallenden Warenpreisen.
Ach, einen Nutzen hat die Kreditkrise ja: Man kann alles auf sie schieben.
2 Mrd. Verlust - bedingt durch 2.8 Mrd Abschreibung. Die Verkäufe haben sich mehr als versiebenfacht, auf $56,7 Mio.
Nein, das ist kein Fehler. Ich hab' extra noch in der Presseerklärung nachgelesen:
http://www.uranium1.com/uploads/articles/UUU%20Q3%202008%20News%20Release%20for%20TSX.pdf
Verkäufe in Höhe von 56.7 Millionen, Abschreibungen in Höhe von 2.8 Mrd, 0.8 Mrd Steuereffekte, macht 2 Mrd Miese.
Da war wohl sehr viel Luft in der Bilanz...
Der Durchschnittspreis bei wöchentlichen Teeauktionen in Kenia fiel um 12%, von $2.04 auf $1.79, innerhalb von einer Woche.
Globalisierung ist schon etwas Feines.
http://www.census.gov/foreign- [verkürzt] urrent_press_release/ft900.pdf
Das Leistungsbilanzdefizit ist definitiv rückläufig - und war das schon bei Ölpreisen um 100 Dollar. Das heißt, mit Ölpreis in der Region von 50$ dürfte das Defizit noch stärker zurück gehen (der Ölanteil ist 32 Mrd gewesen - wenn das um 16 Mrd fällt, verringert sich das Leistungsbilanzdefizit ebenso stark).
Das alleine wäre ja geeignet, mich etwas optimistischer in die Zukunft schauen zu lassen (eines der Dinge, die die Weltwirtschaft gar nicht braucht, ist ein Run aus dem Dollar heraus - für meinen Geschmack ist längst genug Bewegung im Markt).
Bloß heißt die Tatsache, daß der Ölanteil des Defizits von Juli auf September von 42 auf 32 Mrd gefallen ist, während die Leistungsbilanz insgesamt nur um 5 Mrd fiel, daß irgendetwas anderes dagegen wirkt.
Und ich glaube, das ist der Export:
Balance Exports Imports
Period Total Goods Services Total Goods Services Total Goods Services
July -61,305 -74,116 12,811 168,089 120,834 47,255 229,393 194,949 34,444
August (R) -59,076 -71,058 11,983 165,279 117,886 47,393 224,355 188,944 35,411
September -56,470 -69,598 13,129 155,400 108,078 47,322 211,870 177,677 34,193
In Worten:
- Import runter um 12.5 Mrd (17.5 über 2 Monate), davon 10 Mrd. durch Ölpreis.
- Export runter um 10 Mrd (12.5 über 2 Monate).
Ich würde mich nicht wundern, wenn der Exporteinbruch hauptsächlich dadurch zustande gekommen ist, daß durch den in der ersten Jahreshälfte hohen Ölpreis weniger Geld zum Kauf von Waren da war, und der steigende Dollarpreis sich erst jetzt richtig auswirkt - was dann heißt, die 10 Mrd, die der Ölanteil des Defizits zwischen September und November fallen dürfte, könnte der hohe Dollar auch wieder zu einem großen Teil fressen.
Böse Falle: dank des hohen Dollars könnten die Amis billig einkaufen, dummerweise haben sie kein Geld; und wegen des hohen Dollars können sie kaum verkaufen, und bekommen kein Geld...
Die nächste US-Regierung könnte Schlechteres tun, als den Dollar massiv abzuwerten - um sagen wir mal 25% plus den 700 Mrd, die Herr Paulson jetzt an seine Freunde verteilt.
Übrigens ist der Export von Juli auf September um 7.5% eingebrochen... hab' ich schon mal erwähnt, daß ich die Zahlen zum US-BIP nicht glaube?
Übrigens ist der Anteil Chinas am Handelsbilanzdefizit auf 27.8 Mrd Dollar gestiegen (Rekord). Ja, gestiegen.
Die chinesischen Schmerzen kommen erst noch.
Spreads von Firmenanleihen der Qualitätsklassen Aaa und Baa versus 30jährigen Staatsanleihen - von 1977 an.

Insgesamt beeindruckend.
Auf Deutsch: Es könnte dazu kommen, daß es zu massiven Verlusten bei synthetischen CDOs kommt.
S. CDOs im Wert von bis zu 103 Mrd stehen kurz vor dem Kippen ("binary position" kann man als "alles oder nichts" deuten), davon sind zwischen 32 und 56 Mrd. hoch riskant...
Nun ist die Summe an sich ja Kleinkram (nach Maßstäben des Jahres 2008, jedenfalls), aber die nächste ist es nicht:
"Ungefähr 757 Mrd Dollar an synthetischen CDOs, die ausschließlich auf Firmenschuldenderivaten basieren".
Daß zu diesem Zeitpunkt rund 103 Mrd kurz vor dem Absturz stehen, heißt nichts Gutes. Bis jetzt sind doch kaum große Unternehmen gestorben, bis jetzt haben die Staaten doch immer noch "gerettet".
Vorhersage der Bank von England für 2009: BIP -2%.
Arbeitslosigkeitszuwachs im dritten Quartal: +140000 (+0,4% auf 5.8%).
Also, ich frage mich ja, wie man unter den gegebenen Umständen überhaupt noch Vorhersagen machen kann...
Und obendrein kommt noch die massive Abnahme von Öl- und Gasproduktion, und die Entwicklung vom Nettoexporteur (2004 zumindest) zu einem Staat, der voraussichtlich mehr als die Hälfte seines Öls und Gases in 2015 importieren wird (wobei es da noch deutlich pessimistischere Schätzungen gegeben hat).
Außerdem scheinen sich die Probleme herumgesprochen zu haben. Die folgende Graphik zeigt, wie sich das Pfund gegen einen Korb anderer Währungen geschlagen hat:
das ist zwar schön für die britischen Exporteure (die ein oder zwei Verbliebenen), aber weniger gut für den Rest des Landes.
Insgesamt ist Kernschmelze da leider richtig.
Hauspreise in Großbritannien sind weit tiefer gefallen als aus offiziellen Daten und Marktindikatoren ersichtlich.
"Während die letzten Zahlen von Hypothekenbanken zeigen, daß die Preise 15% seit der Spitze gefallen sind, sagt Rightmove daß der Sturz bis zu 2/3 höher wäre."
"Immobilienagentueren sagen, daß der tatsächlich erreichte Preis 20 bis 25% unter den Spitzenpreisen läge".
Die böse Realität geht auch nicht weg, wenn man sie ignoriert.
Chicagos Stadtboss Daley sagt, ihm hätte eine Parade von CEOs gesagt, daß gewaltige Entlassungen im Umfeld der Stadt geplant sind.
Nenn' mich zynisch, aber er muß sich auch keine Sorgen machen.
Die russischen Aktien sind um 8.x Prozent eingebrochen, in Kuweit wurde der Handel mit Aktien ausgesetzt. Gut, das passiert den Russen in letzter Zeit öfter...
Kuweit:
The stock exchange ``didn't agree to this out of any great conviction,'' John Lomax, a strategist at HSBC Holdings Plc wrote today in a research note. ``This was more a concession to political pressure. It may just buy some time for the weakened local investment companies to deal with and reschedule particularly external debts.''
Ein Gericht hat die Schließung der Börse bis zum 17.11 angeordnet (dann wird das Gericht entscheiden, ob diese Maßnahme verlängert wird).
"Das ist mehr auf politischen Druck hin geschehen. Es könnte einige Zeit kaufen, in der geschwächte Investmentfirmen sich Schulden (insbesondere externe) kümmern können".
Kuweit?
``With the specter of bankruptcy looming over GM, there probably isn't a much more difficult environment in which GM could try to make these sales,'' said Pete Hastings, a fixed- income analyst with Morgan Keegan Inc. in Memphis, Tennessee. ``They may get someone to take these assets off their hands at a fire-sale price, but that's largely dependent on a bailout.''
"Für GM gäbe es wahrscheinlich keinen schlechteren Zeitpunkt, Anlagen zu verkaufen".
Stimmt. Warum jetzt kaufen, wenn doch die Chance besteht, daß der Konkursverwalter das Zeug hinterher noch viel günstiger anbietet?
Jetzt kaufen halt nur Leute, die etwas unbedingt brauchen (und wer braucht schon die Marke Hummer?), oder die glauben, der Boden sei erreicht (aber die sind entweder bereits arm oder werden es nach dem Kauf).
Selbst wenn die im gegenwärtigen Umfeld schwierigen Verkäufe stattfinden, werden diese Maßnahmen ihre volle Wirkung erst in der zweiten Hälfte 2009 oder später spürbar werden.
Ah, ich glaube irgendwie nicht, daß die Geier so lange warten müssen.
Aus diesem Mund heißt das etwas.
Nein, wer hätte das nur erwartet? Die Zeit der venezuelanischen Checkbuchdiplomatie geht vorbei...
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