Sendedatum | 2008-11-13 00:21:25 |
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Ausgabe | 58 |
hier eine weitere Ausgabe des beliebten Newsletters für Masochisten und Weltuntergangssekten. Je nach Newsreader kann die Darstellung weniger als perfekt befriedigend sein, daher könnte sich ein Blick auf die Onlineversion lohnen, die außerdem verschlagwortet ist.
Inhaltsverzeichnis:
- USA: Term Auction Facility
- USA: Änderungen am Bailout-Plan
- GMAC & Rescap
- Länderdomino: Island
- Kreditklemme: Kollateralschäden
- Autos: Tata
- Banken- und Länderdomino
- Hedgefonddomino: Maverick
- Hedgefonddomino: Tontine
- Bankendomino: Goldman Sachs
- Bankendomino: Parex
- Bankendomino: HVB
- USA: Base Money Supply
- Länderdomino: Spanien
- Schiffsverkehr
- Versicherungsdomino: AIG
- Bankendomino: American express
- Länderdomino: Dubai
- Bankendomino: USA Allgemein
- Öl
- Bankendomino: HRE
- denominator effect
- Bankendomino: UBS
- Autos: Buy one car and get another one FREE as car dealers try to boost sales
Inhalt:
Die jüngste Kreditauktion ergab:
For release at 10:00 a.m. EST
On November 10, 2008, the Federal Reserve conducted an auction of $150 billion in 17-day credit through its Term Auction Facility. This was a forward auction designed to provide term funding over year-end--the awarded loans will settle on December 22, 2008. Following are the results of the auction:
Stop-out rate: 0.528 percent
Total propositions submitted: $12.629 billion
Total propositions accepted: $12.629 billion
Bid/cover ratio: 0.08
Number of bidders: 16
The awarded loans will mature on January 8, 2009. The stop-out rate shown above will apply to all awarded loans.
150 Mrd Dollar angeboten, 13 Mrd. Dollar wurden genommen.
Eigentlich ist das ja eine gute Nachricht - die Banken brauchen über den Jahreswechsel, soweit derzeit absehbar, keine großen Kredite, aber irgendwie glaube ich das nicht so recht.
Wäre es denkbar, daß die Banken sowieso wissen, daß die FED noch rechtzeitig eine andere Geldquelle öffnet, und sie ohnehin nicht sicher schätzen können, wie viel Geld sie brauchen? In dem Fall wäre die Steuerungsunfähigkeit der FED wieder etwas weiter offen gelegt.
Das Weiße Haus hat den Plan aufgegeben, problematische Hypotheken von Banken und anderen Finanzunternehmen aufzukaufen.
Das durch das Nichtkaufen von Hypotheken gesparte Geld soll nun benutzt werden, um den Markt für Kreditkarten-CDOs, Auto- und Studentenkredite zu beleben.
Netter Versuch, und ich sehe ja auch ein, daß Studienfinanzierung eine Investition in die Zukunft ist, man den Autoherstellern irgendwie helfen will (auch wenn's sinnlos ist), und daß Menschen in den USA Geld brauchen um zu überleben: Aber den Markt für Kreditkarten-CDOs zu beleben heißt noch lange nicht, damit die Kreditfreudigkeit der Banken zu stimulieren. Eine vernünftige Bank nimmt das Bailout-Geld, legt es an und gibt nicht in der Krise riskante Kredite.
Das müßte Paulson eigentlich wissen... zumal seine eigene Ex-Firma gerade selbst im Modus "Risikominimierung" arbeitet.
Das funktioniert so einfach nicht.
ResCap's $1.2 billion of 6.375 percent notes due in June 2010 tumbled 9.5 cents on the dollar, or 48 percent, to 10.5 cents at 4 p.m. New York time, according to Trace, the bond-price reporting system of the Financial Industry Regulatory Authority. The debt yields 243 percent.
Rescap-Anleihen sind jetzt nur noch 10.5% ihres Buchpreises wert...
GMAC wird rescap also fallen lassen müssen.
Hm, insgesamt könnte man vermuten, daß Cerberus mit GMAC nicht ganz glücklich geworden ist...
http://wot.motortrend.com/6341 [verkürzt] stry-needs-help-now/index.html
Rick Wagoner, Chef von GM, scheint immer noch unter Realitätsverlust zu leiden.
Ok, ich kann über die Qualität der GM-Produkte nichts sagen. Autos haben 4 Räder und fahren hoffentlich.
Bloß bin ich mir ziemlich sicher, daß GM kaum Produkte im Angebot hat, die für Leute mit beschränktem Budget interessant sind - und den Start von neuen, kleineren, sparsameren Modellen gerade erst mal wieder auf 2010 (oder 11, ich verliere den Überblick) verschoben hat.
Ganz sicher jedoch trifft "all of a sudden" nicht zu - die Krise läuft schon über ein Jahr, und GMAC, über ResCap im Immobilienmarkt tätig, müßte die Abkühlung vor zwei Jahren bereits zu spüren begonnen haben.
GMAC soll also auch eine Bank werden...
Naja, der amerikanische Steuerzahler kann immer noch hoffen, daß der Prozess lange genug dauert, daß GMAC vorher pleite geht - bevor er den Cerberus-Bailout finanzieren darf.
The total losses to Icesave may therefore exceed the Icelandic GDP. While the amount being claimed by the UK and the Netherlands governments is unclear, it may approximate 100% of the Icelandic GDP. By comparison, the total amount of reparations payments demanded of Germany following World War I was around 85% of GDP.
Icesave - Teil von Landsbanki - könnte 100% vom BIP Islands an Schaden verursacht haben... Deutschland hatte nach dem 1. Weltkrieg nur 85% des BIPs an Reparationszahlungen - und kam damit nur beschränkt gut klar.
Ein Drittel der Bevölkerung erwägt auszuwandern, und ebenso viele Firmen.
Ich behaupte mal, der Staatsbankrott ist _ohne_ Auswanderungswelle unvermeidlich. Der Schaden durch die anderen Banken ist ja auch noch da...
http://www.ft.com/cms/s/0/8a4f [verkürzt] 00779fd18c.html?nclick_check=1
Der Islandbailout droht zu scheitern. Und alleine die 500 fehlenden Millionen sind 1600 Dollar pro isländischem Kopf.
Btw: Ganz nüchtern betrachtet wären die 6 Mrd Dollar besser in Ländern investiert, die im Falle eine Pleite Atomwaffen verkaufen könnten.
Es scheint, als wäre das Fundament des private-equity-Marktes eventuell recht sandig.
Nunja, keine Überraschung soweit, aber das geht jetzt auch los.
Der Titel des Artikels in der FTD "Tata würgt Expansionspläne ab" ist viel zu milde:
"Es drohe eine unumkehrbare Schieflage" ist keine Umschreibung für "Expansionspläne einstampfen", sondern für "Es droht die Pleite".
Aus irgendeinem Grund überrascht mich das gar nicht.
Dazu schreibt Felix Salmon:
http://www.portfolio.com/views/blogs/market-movers/2008/11/11/who-would-bail-out-switzerlands-banks?tid=true
Auf Deutsch: Verliert die UBS 16% der Werte ihrer Anlagen, wäre das genug, um nicht nur die UBS, sondern auch die Schweiz zu erledigen.
weakness of the previous quarter. Unfortunately, I cannot find words to describe our disappointment,
embarrassment and shock over the above results. As you might suspect, in the past quarter our results were
horrible in every sector and region in which we invest (although our returns in healthcare and emerging
markets were arguably only disappointing.)
Horrible beschreibt das ganz gut:
Maverick Performance
Ten Years
Third One Year Ended Since Since
Quarter Ended 9/30/08 3/1/95 3/1/95
Net Performance 2008 9/30/08 Annualized Annualized Cumulative
Maverick Fund Class C 5 yr. (22.4%) (16.9%) 9.9% 14.4% 524.4%
Maverick Levered (40.6) (34.5) 13.8 22.1 1,408.0
Maverick Neutral (14.4) 0.0 6.2 10.9 306.3
Maverick Neutral Levered (27.5) (3.3) 8.0 16.8 726.8
Maverick Long (17.4) (29.3) 8.8 12.7 407.4
Maverick Long Enhanced (21.7) (29.8) 10.3 15.6 613.9
S&P 500 Index (8.4) (22.0) 3.1 8.5 203.3
Morgan Stanley World Index (15.3) (26.0) 3.8 6.5 136.7
Da ist der Oktober 2008 noch gar nicht drin - da hat der Maverick Fund noch mal 6% eingebüßt.
"nachdem sie mehr als zwei Drittel ihres Wertes in diesem Jahr verloren haben".
Wenn ich mich nicht ganz verrechne, heißt "mehr als 2/3 weg" versus "38% annually", daß die in diesem Jahr bisher den Gewinn von dreieinhalb Jahren verloren haben? Abzüglich Hedgefondmanagementgebühren?
Harte Strafe für die Anleger...
Wenn das stimmt, sind die sehr verzweifelt auf der Suche nach Geld.
Und wenn man es ganz genau nimmt, müssen die sehr verzweifelt sein. Ihr Hauptkundenkreis macht keine Gewinne, sondern Verluste, und das ist für kein Geschäftsmodell außer dem von Konkursverwaltern gut.
Parex, Parex... war das nicht auch eine von den "hier gibt's viel Zinsen"-Banken und in Deutschland aktiv?
Na, das erfüllt mich vorläufig mit Vertrauen.
btw:
http://www.ftd.de/boersen_maer [verkürzt] Geld-retten-k.nnen/437970.html
Das ist ja mal ein _ganz_ sicheres Netz.
Ohne diesen Kniff wäre der Verlust noch knapp 700 Mio. Euro vor Steuern höher ausgefallen. Gleichwohl musste die HVB noch Wertberichtigungen von 560 Mio. Euro vornehmen. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kostete zusätzlich 156 Mio. Euro. Hauptgründe für das schlechte Ergebnis waren ein Handelsverlust von 490 Mio. Euro und eine mehr als verdreifachte Risikovorsorge für faule Kredite.
Zusammenfassung: Mark-To-Market wären es rund 1000 Mio Verlust, und bis zu 14600 Mrd. Verluste wurden "umgebucht".
Ein etwas länglicher Artikel von Mike Shedlock, der "wir sind in Deflation und nicht in Hyperinflation" argumentiert, und am Ende das hier hat:
Base Money Supply

I must admit that chart looks pretty scary. However, let's look at it another way.
Base Money % Change From A Year Ago
Now that looks even scarier. The only other times we have seen base money supply soar like this were in the Great Depression and World War II.
While on this subject let's look at the same chart as above one more way.
The only other time since 1918 that the base money supply chart looks like it does recently was right before the great depression.
Die Graphiken sind im Originalartikel in größer verlinkt.
Arbeitslosigkeit in Spanien könnte über 20% steigen.
das heißt _vier_ Jahre Rezession.
Also ist die Arbeitslosigkeit, etwa wie in Duisburg, bei 14%.
Und sie könnte man Ansicht eines Ökonomen auf über 25% steigen.
Frohe Weihnachten allen Spaniern. Ich wünsch' sie euch wirklich.
Last week, New York-listed Genco Shipping announced it was forfeiting $53m in deposits it had placed to buy six new vessels due to cost a total $530m.Hellenic Carriers, listed on London’s junior Aim market, said it was forfeiting a $6.97m deposit and making a further $1m payment to abandon a $69.7m contract sealed in July to buy a dry-bulk carrier.
Schiffseigentümer steigen aus Kaufverträgen aus - unter Aufgabe von Vorauszahlungen.
Diese Unternehmen rechnen wohl nicht mit einer halbwegs schnellen Erholung.
Interessant daran ist, daß Genco diese Schiffe erst in Juni bestellt hat:
http://www.steelguru.com/news/index/2008/06/18/NTExNTM%3D/Genco_Shipping_acquires_6_drybulk_new_buildings.html
(nicht vom Datum auf der Seite irritieren lassen, die Transaktion war im Juni 2008).
Keine 5 Monate zwischen Vertrag und Stornierung.
Baltic Dry:
Stabilisiert, auf sehr niedrigem Niveau.
Nicht daß das jetzt wirklich überraschend kommt, aber daß der einzige Bailout mit harten Bedingungen gescheitert ist, ist langfristig gar nicht gut.
Wobei hier noch interessant wäre zu wissen, ob die Tatsache, daß der Restmarkt wußte, daß AIG Anlagen verkaufen mußte, die Preise nach unten getrieben hat, oder ob gar kein Markt mehr für diese Anlagen da war. Ersteres würde ja bedeuten, daß die Raubtiere noch funktionsfähig sind, und zweiteres bedeutet, daß gar nichts mehr geht und noch nicht mal mehr die Hedgefonds genug Kraft haben, Beute zu machen.
"ausreichend Liquidität für mindestens die nächsten zwölf Monate" unter welchen Marktbedingungen?
Allerdings gibt es auch andere Blickwinkel auf AIG:
http://www.nakedcapitalism.com [verkürzt] s-bigger-aig-back-for-yet.html
Die CDS-Auflösung für Island kommt bald, und AIG braucht dafür Geld.
American express ist jetzt eine reguläre Bank - und kann daher an den großen Hilfsmitteltopf.
http://online.wsj.com/article/SB122646207021420153.html
und völlig unerwartet passiert auch genau das.
http://www.ft.com/cms/s/0/bd0b8696-af86-11dd-a4bf-000077b07658.html
Eigentlich müßte man dem dafür eine Ohrfeige geben.
Ohne meinen Taschenrechner zu bemühen: 365 * 100000 * 60$ sind rund 2 Mrd Dollar.
Das ist doch etwas weniger als 16 Mrd und entspricht einem dreiundzwanzigstel der Regierungsverschuldung...
Naja, zum Glück haben die mit Abu Dhabi einen großen, finanzstarken Bruder in der Nähe, sonst würde Island grüßen...
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/article5134347.ece
Die Queen Elizabeth 2 kommt nach Dubai, als "Hotel, Einzelhandels- und Unterhaltungsziel". Naja, hat ja auch nur 100 Mio $ gekostet.
Aber ob das zustande kommt? "Palm Jumeirah" wird von Nakheel, einem staatlichen Immobilienkonzern, der gerade ein anderes gigantisches Projekt ("Palm Deira") zurückfährt. Dazu steht in oben verlinktem FTD-Artikel:
Anders gesagt: die sind Müll, hin.
Banken, die "federal rescue money" genommen haben, sollen ermutigt werden, mehr zu verleihen und die Gehälter zu begrenzen.
Wozu erst retten, wenn sie dann doch vor dem Tiefpunkt der Krise Geld verleihen sollen?
Irgendwie macht das nicht so richtig viel Sinn - jedenfalls in der realen Welt, in der gerade eine fundamentale Neubewertung aller Anlagen läuft.
Mal ganz abgesehen davon: Die Sache kommt etwas spät. Um genau zu sein: zu spät.
Oh, und falls jemand denkt, daß die deutsche Bankenaufsicht irgendwie ineffizient und zersplittert sein könnte: Ja, ineffizient ist sie, und zersplittert auch, aber es geht auch noch schlimmer:
faszinierend, wie schnell ein Rohstoffpreis von "durch knappes Angebot bestimmt" zu "durch wenig Nachfrage bestimmt" wechseln kann.
Crude oil for December delivery declined $3.40, or 5.5 percent, to $59.01 a barrel at 11:15 a.m. on the New York Mercantile Exchange. Futures touched $58.32, the lowest since March 20, 2007. Prices have tumbled 60 percent since reaching a record $147.27 on July 11.
und das in genau _4_ Monaten. Die Geschwindigkeit der Veränderungen erstaunt mich ja immer noch.
Vereinzelt werden mir Pessimismus und Bösartigkeit vorgeworfen. In Bezug auf die HRE bin ich jedoch kein Pessimist - mit etwas in der Größenordnung hatte ich gerechnet.
http://www.ftd.de/unternehmen/ [verkürzt] Milliarden-abholen/437938.html
Mir ist ja immer weniger klar, warum man dieses Institut rettet. Wer so dämlich war, im Sommer 2007 eine andere Bank zu schlucken, und dabei einen Aufschlag von 15 Jahresdividenden auf den Buchwert zahlt, um eine Bilanz in Höhe des 317fachen Jahresgewinns zu übernehmen, verdient den Untergang.
In der Tat, seit wann muß ein Finanzminister wissen, was vor sich geht? Insbesondere wenn er über die Stabilität des deutschen Bankensystemes faselt...
Und nein, es gab überhaupt keinen Anlaß für politisches Handeln. Überhaupt nicht.
Was denken sich die fiesen kleinen Angestellten eigentlich, ihren Chef öffentlich uninformierten Unfug reden zu lassen, während sie bereits wissen, daß Sonderprüfungen laufen?
Now that stock values are beaten down, and because real estate is typically appraised only once a year and not daily like stocks, the relative size of the real-estate portfolio has grown and in many cases is now higher than the funds' guidelines. This is known as the denominator effect.
Auf Deutsch: Weil Aktien so viel Wert verloren haben, sind Immobilien in den Portfolios vieler Fonds zu stark gewichtet und müssen verkauft werden...
"transactions have reached a virtual standstill because of the lack of debt financing" aka "Es gibt keine Käufer, weil keiner mehr Kredit bekommt". Interessanterweise kann das den Hauspreisverfall durchaus eindämmen...
Ich will ihm da keine Vorwürfe draus machen - ich würde, hätte ich denn UBS-Aktien, die ja auch schleunigst verkaufen -, aber dieses Vertrauen in die eigene Firma spricht Bände.
Dodge-Händler verzweifelt: Zwei Autos für den Preis von einem.
Also, wenn die in .uk nicht ganz andere Margen hatte, dann ist das ein ganz, ganz schlechtes Geschäft.
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